Nicht selten fallen Marketeers Unterschiede zwischen den Conversions im Facebook Anzeigenmanager und in Google Analytics auf. Doch wie kann es dazu kommen? Misst eines der beiden Systeme falsch? Wir wollen dir in diesem Artikel zeigen, dass Conversionunterschiede nicht unüblich sind oder auf ein falsches Tracking hinweisen. Sie lassen sich stattdessen oftmals ganz einfach erklären.
Wichtig ist, dass jede Berechnung der Conversions ihre Berechtigung hat. Viel relevanter ist zu wissen, wie die Zahlen und Conversions gemessen werden.
Zuerst einmal müssen wir uns damit anfreunden, dass Google und Facebook je unterschiedliche Trackingmethoden anwenden. Dies bedeutet, dass wir wohl immer Unterschiede in den getrackten Zahlen sehen werden.
Zudem gibt es viele Hindernisse, die eine Abweichung der Conversionzahlen nach sich ziehen und die Unterschiede noch zusätzlich in die Höhe treiben können. Welche das sind, und welche wir beeinflussen können, erklären wir in diesem Artikel.
Beginnen wir direkt mit einem kleinen Gedankenexperiment. Wir schalten Facebook Ads, um Nutzer:innen auf unser Produkt aufmerksam zu machen. Während die ersten Anzeigen noch Nutzer:innen im oberen Teil der Bedürfnispyramide ansprechen (“Wäre es nicht toll, wenn du XX könntest?”), kannst du in einem späteren Schritt die Nutzer:innen bereits mit direkten Kaufangeboten auf deine Seite locken.
In dem beschriebenen Szenario klickt ein Nutzer zwei Mal auf eine Anzeige und kommt jeweils auf unsere Webseite. Drei Tage später kommt derselbe Nutzer über eine organische Suchanfrage auf unsere Webseite und kauft für 25 €.
Welche Informationen kommen an?
Analytics: facebook/cpc → facebook/cpc → google/organic → Conversion 25 €
Facebook: Klick auf Anzeige A → keine Conversion, Klick auf Anzeige B → Conversion 25 €
Das heißt, in Facebook Ads sehen wir die Conversion über 25 €. In Google Analytics kommt diese Conversion auch an, jedoch nicht für Facebook, sondern für den organischen Kanal.
Übrigens: In Google Analytics kannst du dir die Conversionpfade genauer ansehen und stichprobenhaft prüfen, wie häufig solch ein Szenario vorkommt. Gegebenenfalls ergeben sich daraus auch ein paar Insights für deine Marketingstrategie:
Bericht: Conversions → Multi-Channel-Trichter → Top-Conversion-Pfade
Der größte Unterschied beider Trackingmethoden liegt in dem Beispiel jedoch bereits auf der Hand. Während Facebook nur die Facebook-Interaktionen misst (zumindest im Anzeigenmanager), so ist Google Analytics ein holistisches Tracking-Tool. Es werden alle Sitzungen erfasst und, wenn die Daten übermittelt werden, einem jeweiligen Kanal zugeordnet.
Doch kann Google Analytics alle Facebook Ads Zugriffe auf der Website erkennen?
Grundsätzlich solltest du an alle URLs, die von der Anzeige auf deine Seite führen, sogenannte UTM-Parameter anfügen. Diese werden von Google Analytics erkannt und du kannst die folgenden Analytics-Dimensionen befüllen lassen:
Jetzt kann es aber passieren, dass Facebook bei einer internen Weiterleitung alle Parameter abschneidet und somit bei Google Analytics die überlieferten Informationen nicht mehr ankommen und der Nutzer stattdessen als “direct/none” gezählt wird. Hier können sich gekürzte Links, wie von Bitly eignen, da hier die URL nicht weiter gekürzt werden kann und stattdessen bei der abschließenden Entschlüsselung der URL wieder alle Parameter dran sind.
Dies solltest du bei einem kleinen internen Test prüfen und gegebenenfalls darauf reagieren.
Google Analytics folgt in seinen Standardberichten dem Attributionsmodell : “Letzter indirekter Klick”.
Das bedeutet, dass die Conversion dem Kanal zugeordnet wird, der dem Nutzer als letztes zugeordnet werden konnte. Sollte dem Nutzer bei der letzten Sitzung keine Daten zum Referral übermittelt worden sein, wird geguckt, ob es eine frühere Sitzung gab, die entsprechende Informationen hat.
Bei Facebook gilt hingegen in den Standardberichten das Attributionsmodell: 1 Tag Ansicht und 7 Tage Klick.
Das bedeutet, dass eine Conversion der Kampagne nur zugeordnet wird, wenn sie innerhalb eines Tages gesehen oder innerhalb der letzten 7 Tage geklickt wurde.
Hier sehen wir schon das zweite Problem: Google Analytics kann nur Aktionen auf der Seite tracken und dann miteinander in Verbindung bringen. Ob jemand eine Anzeige “gesehen” hat, kann von Google Analytics nicht erfasst werden.
Um dies anzupassen, kannst du im Facebook Anzeigenmanager das Attributionsfenster ändern. Das machst du auf Anzeigengruppenebene unter “Optimization & Delivery”. Hier klickst du einfach die “weiteren Optionen” an und änderst das Attributionsfenster.
Standardmäßig ist „7 Tage nach Anklicken oder 1 Tag nach Ansehen“ ausgewählt.
Des Weiteren erfolgt die zeitliche Zuordnung einer Conversion auf unterschiedliche Art und Weise. Während Google Analytics die Conversion an dem Tag datiert, an dem die Conversion auch stattgefunden hat, hält es Facebook Ads genau wie Google Ads: Die Conversion wird auf den Tag der Interaktion rückdatiert.
Klickt ein Nutzer also am 30. April auf eine Anzeige und kauft erst am 3. Mai, dann ist bei Google Analytics die Conversion am 3. Mai zu sehen, bei Facebook am 30. April.
Problematisch wird es nun, wenn wir eine Auswertung vom 1.–30. April machen, da die Conversion nur in Facebook Ads gezählt wird, nicht aber in Google Analytics.
Um darauf basierende Unterschiede so gering wie möglich zu halten, sollte das Attributionsfenster so gering wie möglich sein. Aber prüfe vorher, wie viele Tage deine Kund:innen im Durchschnitt bis zur Conversion brauchen, da dir sonst die Wichtigkeit von Facebook als Kanal gegebenenfalls verloren geht.
Ein weiterer Faktor, der die Abweichung der ausgewiesenen Conversions zusätzlich in die Höhe treiben kann, ist ein Gerätewechsel.
Damit ist gemeint, dass Nutzer:innen mit einer Anzeige auf dem Smartphone interagieren, aber dann auf einem Desktop-Gerät konvertieren.
Da Google Analytics Cookie-basiert arbeitet, können mehrere Sitzungen eines Users nur erkannt und in Verbindung gebracht werden, wenn dieser immer den gleichen Browser nutzt, also am gleichen Gerät ist. Ansonsten geht dies leider verloren und der Nutzer wird als neuer Nutzer erkannt.
Facebook macht sich hingegen den Login des Nutzers zunutze und kann darüber den User auch bei einem Gerätewechsel verfolgen und zuordnen.
Um zu analysieren, wie häufig es zum Gerätewechsel bei Facebook kommt, kannst du dir die Daten aufschlüsseln lassen.
Aktiviere im Werbeanzeigenmanager
Tipp: Auch bei Google Analytics kannst du geräteübergreifend tracken. Hierfür musst du eine User-ID mittracken. Hier werden dann die Daten auf Basis eines Logins in Google-Diensten (Google Maps, Google Mail, …) miteinander verknüpft. Voraussetzung ist, dass der User jeweils auf den zu verknüpfenden Geräten eingeloggt ist und dass du die Einstellungen zur Erfassung der User-ID korrekt eingestellt hast.
Der für heute letzte, aber dennoch nicht zu unterschätzende Grund für die Abweichungen der Conversions in Facebook und Analytics sind die immer mehr und besser werdenden Blocker.
Über Plugins können sich alle Nutzer:innen Werbeblocker aktivieren, sodass das Pixel von Facebook nicht ausgeführt wird.
Gleichzeitig werden aktuell alle User:innen beim Besuch einer Website gefragt, ob sie mit dem Tracking auf der Website einverstanden sind oder nicht. Wird das Tracking hier unterbunden, laufen beispielsweise keine Daten mehr in die Google Analytics Berichte ein. Je nachdem, was blockiert wird, bekommt aber ein Tool immer noch Daten übermittelt.
Wenn du Unterschiede zwischen den Conversions in Facebook und Google Analytics feststellst, ist dies nicht unbedingt auf ein falsches Tracking zurückzuführen. Stattdessen gibt es eine Vielzahl an Gründen, die diese Unterschiede erklären können. Mit ein paar Anpassungen kannst du die Abweichungen verringern. Doch durch die unterschiedlichen Messmethoden und einige unbeeinflussbare Faktoren (z. B. Tracking-Blocker) werden die Zahlen immer ein bisschen voneinander abweichen. Dies sollte die Fähigkeit, Rückschlüsse für eure Marketingstrategie zu ziehen, nicht mindern.